Kolumne

Neues vom Theaterplatz

Kolumnist Michael Otterbein

Wann wart ihr das letzte Mal auf dem Theaterplatz? Ich kam gestern bei schönstem Wetter dort vorbei – und siehe da, ich sah nichts. Keine Junkies, keine obdachlosen Menschen, keinen offen herumliegenden Müll, keinen Ordnungsdienst. Einfach sonnige Leere. Seit der Eröffnung des Drogenzentrums an der Schwertstraße hat sich die Szene anscheinend dauerhaft verlagert. Dabei haben sich diese Menschen natürlich nicht in Luft aufgelöst. Sie sind jetzt woanders. Aber der Theaterplatz ist erst einmal frei, was noch vor wenigen Monaten kaum jemand zu hoffen gewagt hat.

Ein WZ-Artikel aus dem Jahr 2019 liest sich inzwischen wie eine Geschichte aus einer anderen Zeit. Da wird von Menschen berichtet, die sich nach einer angebrochenen Ausbildung hier wiedergefunden haben, oder bereits seit 40 Jahren an der Nadel hängen. Bereits morgens um zehn saßen 20 oder 30 Junkies auf dem Platz. Ab mittags wurde die Stimmung aggressiv. Da musste der rund um die Uhr vor Ort anwesende Ordnungsdienst eingreifen.

Im November 2022 schrieben Mitarbeiter des Krefelder Theaters einen offenen Brief an Innenminister Reul und prangerten die unhaltbaren Zustände auf dem Theaterplatz an. Damals wünschten sie sich, nach der Probe gemeinsam vor dem Theater ein Eis zu genießen, oder dort mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen. Heute ist das grundsätzlich möglich. Jetzt ist es an der Zeit, daraus auch etwas zu machen. Die Leere ist der erste Schritt. Als nächstes muss die Stadtgesellschaft den Theaterplatz wieder in Besitz nehmen. Damit sich hier ein lebendiges Kulturforum entwickelt – und damit der Platz nicht irgendwann wieder an die Drogenszene zurückfällt.

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